Lolle saß im Sandkasten, baute eine große
Sandburg mit vielen Türmen. Micka
stand ganz
still da und sah Lolle zu, wie
sie wieder
ein Türmchen auf die Burg setzte.
Lolle bekam
das nicht mit, weil sie sich
so sehr konzentrieren
mußte. Nach einer Weile fragte
Micka Lolle,
ob sie mitbauen dürfe. „Nur so
ein bißchen.“
Sie sprach sehr leise, weil sie
Lolle nicht
wirklich stören wollte. Lolle
hatte das gar
nicht gehört, also fragte Micka
nochmal,
etwas lauter: „Kann ich mit bauen?“
„Nö,
sagte Lolle, „wenn sie kaputt
geht, dann
muß ich ja alles noch mal machen!“
„Aber
ich mach dir bestimmt nichts
kaputt, ich
will nur ein bißchen helfen!“
Micka war fast
den Tränen nah. „Du weißt doch
gar nicht,
wie man eine Sandburg baut! Und
außerdem
bist du noch so klein.“, meinte
Lolle. Micka
war kleiner als Lolle, aber sie
waren in
der gleichen Kindergartengruppe.
Micka versuchte
es nochmals. „Du kannst mir ja
sagen, wie
ich dir helfen kann.“ „Also gut,
setz dich
vorsichtig hier hin und halte
erst mal die
Schüppe!“ Nach einiger Zeit bauten
sie zusammen
ganz vertieft an der Burg und
die wuchs und
wuchs. Das da die beiden Susis
auf den Spielplatz
kamen, hatten sie nicht gesehen.
Und die
Susis waren neidisch auf die
Burg. Sie wollten
auch eine Sandburg bauen, doch
es gab nur
diesen kleinen Sandkasten, der
im Schatten
lag und auch richtigen Sandburgensand
hatte.
Also wollten sie die beiden Mädchen
vertreiben.
„Wir machen eure Sandburg kaputt,
wenn ihr
nicht geht!“ „Nein!“ schrie Lolle.
„Doch!“
bohrte das blonde Mädchen, „ich
mach sie
kaputt, ich mach sie kaputt.“
Dabei funkelte
sie Lolle böse an. Micka stand
auch auf und
stellte sich neben Lolle, legt
ihr den Arm
um und fragte „Warum denn?“ Susi
stutzte
einen Moment, weil sie nicht
damit gerechnet
hatte, daß die kleine immer heulende
Micka
diesen Mut hatte. Lolle guckte
erleichtert
in das Gesicht ihrer neuen Freundin.
„Wir
wollen auch eine Sandburg wie
die bauen!
Und ihr habt lange genug hier
gesessen, jetzt
sind wir dran!“ Und die andere
Susi meinte
„Ist nicht genug Platz!“
Micka sah die Susis an und fragte,
warum
sie denn nicht lieber zusammen
spielen könnten.
„Ist nicht genug Platz!“ wiederholte
Susi
2 mühsam. „Haut doch einfach
ab! Dann tun
wir Euch auch nichts!“ sagte
Susi 1 und holte
tief Luft, denn sie wollte sich
gar nicht
wirklich streiten. „Nein, werden
wir nicht!“
Micka sah Susi in die Augen,
so wie ihre
Mama das ihr gezeigt hatte, ganz
feste in
die Augen schauen.
Die Mama hat gesagt, daß man
jemanden fest
angucken muß, dann verliert man
selbst die
Angst und der andere traut sich
dann nicht
so schlimme Dinge zu machen.
Micka hatte
das noch nie probiert, obwohl
die Mama ihr
das schon so oft gesagt hatte.
sie solle
nicht weglaufen und auch weinen
würde ihr
nicht helfen, denn das wollten
doch die anderen
sehen, so wie jetzt Susi. „Ich
werde nicht
weinen, vielleicht später, aber
nicht jetzt,“
dachte Micka und gucke Susi noch
immer fest
in die Augen. Plötzlich mußte
Micka an das
Märchen vom Rotkäppchen und dem
bösen Wolf
denken. Da fragt das Rotkäppchen
den Wolf:
„Warum hast du so große Augen?“
Und schon
fing Micka an laut zu lachen
und sie konnte
sich gar nicht mehr beruhigen,
die Susis
sahen sich verdutzt an und fingen
ebenfalls
an zu lachen, Lolle verstand
auch nicht so
ganz, weswegen Micka so lachte
und was so
komisch war, aber sie lachte
jetzt auch.
Und die vier Mädchen lachten
und lachten,
dann beruhigten sie sich langsam.
Susi 1
sagte, sie habe noch kleine Figuren,
vielleicht
irgendwo, damit könnten sie die
Burg doch
beleben.
Und so kam es, daß die vier Mädchen
zusammen
spielten; die Burg war so groß
geworden,
sie hatten noch einen Marktplatz
davor gebaut
und spielten mit ihren Figuren,
bis die Mamas
aus allen Richtungen nach ihnen
riefen...
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